Technische Keramik

Der Werkstoffbereich Technische Keramik erschließt der voranschreitend wachsenden Industrie neue Möglichkeiten der Produktivität. Diese Möglichkeiten ergeben sich durch das Ausdehnen der Einsatzbedingungen und Standzeiten von Werkzeugen, Anlagenteilen und Produkten.

Als technische Keramik werden nicht-metallische, anorganische und (teil-)kristalline Materialien bezeichnet, die aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften in der Industrie Anwendung finden [RIE08]. Im Gegensatz zur klassischen Keramik werden insbesondere bei Hochleistungskeramiken als Ausgangsmaterialien häufig keine natürlich vorkommenden Mineralien verwendet, sondern chemisch aufbereitete oder synthetisch hergestellte, deren Zusammensetzung exakt eingestellt werden kann [GAU01]. Dadurch können die Eigenschaften gezielt und reproduzierbar auf die gewünschte industrielle Anwendung angepasst werden.

Keramiken zeichnen sich im Allgemeinen durch hohe Härte und Verschleißfestigkeit, gute Korrosionsbeständigkeit und herausragende thermische Eigenschaften, insbesondere einen hohen Schmelzpunkt und geringer thermischer Dehnung aus [HEI10] und können daher in Feldern eingesetzt werden, in denen herkömmliche Werkstoffe versagen würden.

In der Hochtemperaturtechnik bestehen beispielsweise feuerfeste Auskleidungen und Brennerdüsen aus Keramik. Die hohe Verschleißfestigkeit technischer Keramik ermöglicht den Einsatz als Gleit- und Dichtelemente mit langen Standzeiten[KOL18].

Dank ihres breiten Spektrums an elektrischen Eigenschaften sind technische Keramiken ebenso unabdingbar für die Elektro- und Elektronikindustrie. Sie finden unter anderem Anwendung als Isolatoren, (Halb‑) Leiter, Piezoelemente und Varistoren[HEI10]. Auch aus der Medizintechnik, insbesondere der Implantologie, sind Keramiken aufgrund ihrer Biokompatibilität und chemischen Beständigkeit nicht mehr wegzudenken[KOL18].

Keramiken lassen sich anhand ihrer Zusammensetzung in drei Hauptgruppen unterteilen:

  • Silikatkeramik
  • Oxidkeramik
  • Nichtoxidkeramik

Silikatkeramiken waren die ersten Keramiken, die für technische Anwendungen genutzt wurden. Sie werden auch heute noch größtenteils aus natürlich vorkommenden Mineralien hergestellt und bestehen meist zu einem hohen Anteil aus silikatischer Glasphase[KOL18]. Aufgrund der hohen Verfügbarkeit der Rohstoffe und verhältnismäßig niedrigen Sintertemperaturen gehören Silikatkeramiken zu den günstigsten Vertretern der technischen Keramik. Sie werden hauptsächlich als Isolatoren in der Hoch- und Niederspannungstechnik angewendet.

Zu den Oxidkeramiken gehören im Wesentlichen einphasige Metalloxide wie Aluminium- (Al2O3), Magnesium- (MgO) und Zirkonoxid (ZrO2). Sie zeichnen sich durch deutlich höhere Schmelzpunkte als Silikatkeramiken, hohe Härte und ein feines Gefüge mit sehr geringer Korngröße aus[KOL18].

Die wichtigsten Vertreter der Nichtoxidkeramiken sind Carbide und Nitride, aber auch Boride, Silicide und Fluoride, sowie Modifikationen des Kohlenstoffs (Diamant, Graphit etc.) werden dieser Gruppe zugeordnet. Die äußerst große Bandbreite an Elementen und chemischen Bindungsarten bedingt die Heterogenität dieser Gruppe. Gemeinsame Merkmale sind sehr hohe Härte (HV ≥ 2000 N/mm-2) und ein hoher Schmelzpunkt (Tm ≥ 2400°C, abgesehen von Tm (Si3N4) = 1900°C)[HEI10].

Für die Verarbeitung dieser Hochleistungskeramiken bedarf es extrem feiner Pulver und sehr hoher Sintertemperaturen, meist in sauerstofffreier Atmosphäre[KOL18]. Dies führt zu höheren Verfahrens- und demnach Materialkosten.

Aluminiumoxid (Al2O3)

Das ausgezeichnete Preis-/Leistungs-Verhältnis von Aluminiumoxidkeramiken (Al2O3) macht sie für viele technische Anwendungen zum Werkstoff der Wahl und dem damit am weitesten verbreitete oxidkeramische Werkstoff [KOL18].Dessen geringe Kosten sind bedingt durch die hohe Verfügbarkeit von Aluminium (dritthäufigstes Element in der Erdkruste) und den kostengünstigen Aufbereitungs- und Sinterverfahren.

Zirkonoxid (ZrO2)

Keramiken aus Zirkoniumoxid (ZrO2), häufig einfach Zirkonoxid genannt, nehmen insbesondere aufgrund ihrer außergewöhnlichen mechanischen Eigenschaften eine Sonderstellung unter den technischen Keramiken ein. So weisen manche Zirkoniumoxidkeramiken eine überaus hohe Biegebruchfestigkeit und Risszähigkeit auf, die zuvor für Keramiken als unerreichbar angesehen wurden.

Siliziumnitrid (Si3N4)

Siliziumnitrid ist eine hellgraue bis schwarze Keramik, die insbesondere aufgrund ihrer guten mechanischen Eigenschaften bis 1800°C, in der Hochtemperaturtechnik eingesetzt wird. Siliziumnitridkeramiken zeichnen sich durch eine niedrige Dichte, hohe Bruchzähigkeit, niedrigen Reibungskoeffizienten und sehr gute Thermoschockbeständigkeit aus.

Siliziumkarbid (SiC)

The annual production of silicon carbide (SiC) exceeds 800,000 t, making it by far the most used non-oxide ceramic. In the past it has been used almost exclusively as an abrasive material, which still accounts for a major part of its usage. The development of new processes for the production of dense components with favourable mechanical properties enabled new fields of application.

Borkarbid (B4C)

Borkarbid ist eine schwarze Keramik und nach Diamant eines der härtesten bekannten Materialien. Seine Zusammensetzung variiert abhängig von den Produktionsparametern zwischen B4,3C und B10,4C, wobei technisches Borcarbid in der Regel an der kohlenstoffreichen Grenze liegt und meist vereinfacht als B4C bezeichnet wird.